Earthship: schöner, autark und nachhaltig wohnen
Anfang der 1970er Jahre entwickelte der amerikanische Architekt Michael Reynolds eine umweltverträgliche Baumethode für solare Passivhäuser. Sein Ziel war es, die Bewohner von Versorgungssystemen jeglicher Art autark zu machen. Außerdem sollten regional verfügbare, natürliche und/ oder recycelte Materialien ohne aufwendige Verarbeitung verwendet werden, um jeder Bevölkerungsschicht zu ermöglichen, das eigene Haus zu bauen. Heute gibt es bereits über 1000 dieser „Earthships“ in allen Erdteilen, auch in Europa wurden bereits einige errichtet, wie beispielsweise in England, Schottland, Schweden, Spanien und in der Normandie in Frankreich.
Das Earthship ist die Bauform, die lt. NIBE (Nederlands Instituut voor bouwbiologie und ecologie BV) heute den geringsten ökologischen Fußabdruck hinterlässt; ein Earthship weist eine neunmal geringere Umweltbelastung als ein konventionelles Haus auf.
Wie funktioniert ein Earthship?
Das Grundprinzip des Earthships ist die thermale Masse: hochverdichtete Erdwände speichern tagsüber die Sonnenwärme und geben diese während der Nachtstunden wieder ab. Das unterste Geschoß des Earthships setzt unter der Frostgrenze auf den Baugrund auf, das tragende Mauerwerk wird von außen mit verdichteter Erde zugeschüttet und nach Süden ist das Gebäude mit einer großen Fensterfront ausgestattet, durch die Sonnenlicht und damit, im Winter, Wärme ins Innere gelangt. Im Sommer wird der Glasvorbau nach oben gelüftet, sodass die Hitze entweichen kann.
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Welche Zusatzsysteme benötigt ein Earthship?
An sich funktioniert ein Earthship auch ohne zusätzliche technologische Systeme. Aber es kann mit Systemen zur Stromgewinnung (Solar- und Windenergie), Wassergewinnung (Regenwasser, Grundwasser), Biogasgewinnung, Nahrungsmittelversorgung ausgestattet werden. Wie viel Unabhängigkeit erreicht werden soll, hängt von den Bedürfnissen der Bewohner ab. Die technologisch hoch entwickelten Zusatzsysteme sind die teuersten Komponenten des Earthships. Sonst könnte der Bauherr, je nach Eigenleistung, schon ab 250 Euro je Quadratmeter ein Earthship bauen.
Welche Baumaterialien werden verwendet?
Als tragende Wände werden recycelte Altreifen aufgeschichtet, mit Erde aufgefüllt und verdichtet. Nicht tragende Wände werden matrixartig aufgemauert, wobei durch Verwendung von Altglas (Flaschen) und Altmetall (Dosen) eine deutliche Reduzierung der benötigten Mörtelmasse erreicht werden kann. Die Dachkonstruktion wird meist aus Holz errichtet.
Wie lebt es sich in einem Earthship?
In Colorado auf 2.500m Seehöhe herrscht ein mit Südtirol vergleichbares Klima. Schnee von November bis Mai und bis zu minus 18°C. Die Temperatur im Earthship sinkt jedoch auch ohne Zuheizen nicht unter 15,5°C. Der Bedarf an Brennholz beträgt aufgrund von Erfahrungswerten der Bewohner für einen Winter einen knappen Kubikmeter. An der Licht durchfluteten Südseite züchten die Bewohner während des ganzen Jahres Gemüse wie Tomaten, Ananas und Bananen.
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